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Franz von Suppè – Zum 200. Geburtstag

Verantwortlicher Autor: Dominik Lepuschitz Wien, 23.04.2019, 20:14 Uhr
Presse-Ressort von: Dominik Lepuschitz Bericht 13232x gelesen
Franz von Suppè
Franz von Suppè  Bild: Kolorierter Holzstich 1881 (Wikimedia Commons/Mutter Erde)

Wien [ENA] Heuer jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des Francesco Ezechiele Ermenegildo Cavaliere Suppè-Demelli, besser bekannt unter dem Namen Franz von Suppè. Wenn auch seine Werke von den Theaterzetteln verschwunden sind – als Schöpfer der österreichischen Operette wurde er unsterblich.

Geboren wurde Suppè am 18. April 1819 in Spalato, dem heutigen Split (Kroatien), das zu jener Zeit zu Italien gehörte. Die Familie stammte ursprünglich aus den österreichischen Niederlanden. Der Vater Peter Joseph Suppè Demelli war Beamter und wurde im Oktober 1819 nach Zara (Zadar/Kroatien) versetzt, wo Franz seine Kindheit und Jugend verbrachte. Hier zeigten sich erste Neigungen zur Musik, und bereits als Siebenjähriger sang er im Kirchenchor.

Der Vater hatte für ihn, der Familientradition entsprechend, ebenfalls die Beamtenlaufbahn vorgesehen und war über die künstlerischen Tendenzen seine Sohnes wenig erfreut. Obwohl er ihm die Musik nicht gänzlich untersagte, kam eine Laufbahn als Musiker jedoch nicht in Frage. Bereits in dieser Zeit komponierte Franz die „Messe in F“, die später die „Missa Dalmatica“ werden sollte, und eine Oper (Il Pomo), bevor er vom Vater an die Universität nach Padua zum Jurastudium geschickt wurde. Diese Zeit nutzte er jedoch mehr für zahlreiche Opernbesuche und bezeichnete sie später als eine der glücklichsten seines Lebens.

Am 22. Jänner 1835 starb Peter Joseph Suppè an einer Austernvergiftung. Da die Familie von der Witwenrente kein Auskommen fand, beschloß man, nach Wien zu den Großeltern mütterlicherseits zu übersiedeln, was man am 13. September 1835 auch tat. Wenige Tage davor wurde die „Messe in F“ in der Kirche zum Heiligen Franziskus in Zara zum ersten Mal aufgeführt. In Wien sollte Franz dann Medizin studieren, was er aber kategorisch verweigerte.

Gegen den Widerstand der Mutter und der übrigen Familie setzte er sich schließlich durch. Er begab sich zu Ignaz Ritter von Seyfried, einem der renommiertesten Kompositionslehrer seiner Zeit, und bewarb sich um Aufnahme in seine Kompositionsklasse. Er legte ihm die „Messe in F“ als Talentprobe vor, was Seyfried, selbst Komponist zahlreicher geistlicher Werke, überzeugte.

Sein Studium verdiente er sich durch Sprachunterricht in Italienisch, wobei er, dessen Muttersprache ja Italienisch war, wohl auch richtig Deutsch lernte. In den nächsten Jahren erhielt er eine umfassende musikalische Ausbildung, in der sich seine zwei hauptsächlichen Neigungen herausbildeten: die Kirchenmusik und das Theater. Unter Seyfrieds Anleitung schrieb er zwei seiner größten Kirchenkompositionen, die „Große Instrumentalmesse in C“ und den „Großen Instrumentalpsalm“, und auch seine erste erhaltene Oper „Virginia“ (Libretto Ludwig Holt).

Erste Lieder wurden mit Suppè selbst am Klavier aufgeführt, und beim Prüfungskonzert des Konservatoriums sprang er als Dirigent ein, was ihm erste wohlwollende Erwähnungen in der Fachpresse einbrachte. Am 14. März 1840 stellte Seyfried Suppè sein Reifezeugnis aus, und im September desselben Jahres wurde er von Franz Pokorny an das Theater in der Josefstadt als Kapellmeister engagiert. Die Erfolge, die er hier innerhalb kürzester Zeit hatte, waren wohl bestimmend für sein weiteres Leben.

Es begann eine Zeit intensivster Produktivität, deren Ergebnisse von unterschiedlicher Qualität waren, was jedoch weniger an Suppè, als an den Umständen lag: oft mußten innerhalb weniger Tage Schauspielmusiken geschrieben, dann wieder bestenfalls mittelmäßige Libretti vertont werden, und manchmal fiel ein Stück auch einfach durch. Er wirkte auch in Preßburg und Ödenburg, und 1845 erwarb Pokorny das Theater an der Wien und erschloß Suppè eine neue Wirkungsstätte, die er sich unter anderen mit Gustav Albert Lortzing teilte, zu dem eine innige Freundschaft entstand. Ein weiterer Höhepunkt dieser Zeit war die Begegnung mit Jenny Lind, der „schwedischen Nachtigall“, die in Meyerbeers „Die Gibellinen von Paris“ unter seiner Leitung stand.

Unter den zahlreichen Kompositionen aus den zehn Jahren, die Suppè für Pokorny tätig war – letzterer starb überraschend am 5. August 1850 – finden sich auch heute noch bekannte Werke: so die Ouvertüre zu „Dichter und Bauer“, und vor allem „O du mein Österreich“, das als Lied in einem Volksstück („s´Alraunl“ 1849) zuerst kräftig durchgefallen war, dann aber mit neuem Text neben Haydns „Kaiserlied“ nahezu den Status einer zweiten Volkshymne erreichte. Seinem großen Mentor schrieb Suppè 1855 ein Requiem, das neben der „Großen Instrumentalmesse“ sein größtes Sakralwerk darstellt und am 22.November 1855 in der Kirche Maria Treu, die quasi gegenüber dem Theater in der Josefstadt liegt, uraufgeführt wurde.

Pokornys Sohn Alois trat in die Fußstapfen seines Vaters, und Suppè blieb bis zu dessen endgültigem Bankrott 1862 in seinen Diensten. Das Theater an der Wien wurde geschlossen, Pokorny verreiste, und Suppè fand im Kaitheater unter Karl Treumann ein neues Betätigungsfeld. 1863 brannte das Kaitheater nieder, und Treumann übernahm erneut die Direktion des berühmten Carl Theater, das schon Johann Nepomuk Nestroy künstlerische Heimat gewesen war. Für Suppè begann eine künstlerisch ebenso fruchtbare wie erfolgreiche Zeit. In den nun folgenden zwei Jahrzehnten schrieb er jene Operetten, die ihn der Nachwelt erhalten haben:

Flotte Bursche (1863); Pique Dame (1864); Die schöne Galathée (1865); Leichte Kavallerie (1866); Banditenstreiche (1867); Fatinitza (1876); Bocaccio (1879); Donna Juanita (1880). Wenn es auch nicht die gesamten Werke sind – außer dem „Bocaccio“ finden sich kaum Aufführungen, und selbst dieser ist nicht sehr häufig auf den Theaterzetteln zu finden – waren es doch die Ouvertüren, Märsche oder Walzer, die verhinderten, daß der Name Suppè in Vergessenheit geriet. Immer wieder versuchte sich Suppè auch in größeren, ernsteren Formen (Des Matrosen Heimkehr 1885; Bellmann 1887), die in ihrer Zeit durchaus erfolgreich waren, darüber aber nicht hinauskamen.

Mit zunehmender Popularität wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, deren für ihn bedeutsamsten die Ernennung zum Bürger von Wien 1881 und die Verleihung des Franz-Josefs Ordens 1885 war. Im selben Jahr erkrankte er an einem mysteriösen Leiden, das ihn bewegungsunfähig machte, wovon er sich aber wieder vollkommen erholte. Die Stelle als Kapellmeister im Carl Theater hatte er bereits 1882 niedergelegt, ohne deshalb das Dirigieren aufzugeben. 1891 erkrankte er abermals, doch diesmal kam es zu keiner dauerhaften Besserung. Nachdem er mitten in der Vorstellung das Dirigentenpult verlassen mußte, beschloß er, den Taktstock ruhen zu lassen.

In seinen letzten Jahren schrieb Suppè wieder vermehrt Sakralmusik, wenn auch kleine Werke. Die letzte vollendete Operette war „Die Jagd nach dem Glücke“ (1888), seine letzte Bühnenarbeit überhaupt, „Das Modell“, blieb Fragment. Am 21.Mai 1895 starb Franz von Suppè in Wien an Magenkrebs. Die Stadt Wien widmete ihm ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof, das eine Büste von Joseph Tautenhayn ziert.

Wenn seine Werke auch nicht die Popularität jener von Johann Strauß oder Franz Lehar erreichten, war sein Beitrag nicht weniger wichtig – insgesamt gesehen vielleicht sogar bedeutender, denn er legte die Grundlagen, auf denen Strauß und Lehar aufbauen konnten. Die spezifische Eigenart dessen, das in weiterer Folge die Wiener Operette werden sollte, geht zu einem Gutteil auf Suppè zurück; die Unterschiede zur Berliner, Pariser oder Londoner Operette sind durchaus identifizier- und benennbar. Mit „Das Pensionat“ schuf Suppè 1860 eine Operette, die er in bewußtem Gegensatz zum Pariser Stil, mit dem er zwei Jahre zuvor in Berührung gekommen war, wissen wollte. Strauß schrieb seine erste Operette erst 1871.

Gedenktafel am Wohn- und Sterbehaus in der Wiener Innenstadt

Was Suppè jedoch am meisten aus seinen Künstlerzeitgenossen heraushebt, ist seine wohlgerundete künstlerische Persönlichkeit, die doch um einiges über das etwas eindimensionale Bild des fröhlichen "Leichten Kavalleristen", das auch viele, die ihn durchaus schätzen, von ihm haben, hinausweist. Denn obwohl er seine größten Erfolge im Theater feierte, finden sich Lieder, Orchesterwerke und Kirchenmusik ebenso in seinem Schaffen – und das alles in gleichermaßen hoher Qualität, so man ihm die Zeit dazu ließ. Daß sein Werk die Zeiten überdauert hat, ist hierfür der beste Beweis.

Das Zeitbrückemuseum in Gars am Kamp (Niederösterreich) widmet Suppè anläßlich seines 200. Geburtstages eine Sonderausstellung: https://starsingars.wordpress.com/200-jahre-franz-von-suppe-2019/ Auch eine Suppè-Gedenkstätte berherbergt das Zeitbrückemuseum http://www.zeitbruecke.at/, da Suppè seit 1876 sein Sommerdomizil in Gars hatte.

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